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Aktuelles

Interkultureller

Lektor*innenkurs

startet 2024

 

Etwa ein Drittel der Menschen in unserer Gesellschaft hat eine Einwanderungsgeschichte. Im Verkündigungsdienst unserer Kirche ist diese Zahl deutlich geringer.

 

Darum bieten wir, gemeinsam mit der Ev. Kirche von Hessen und Nassau, zum zweiten Mal einen Interkulturellen Lektor*innenkurs an. 

 

Lektor*in ist ein Amt in der Evangelischen Kirche. Lektor*innen feiern mit der Gemeinde Gottesdienste. Sie wählen Lieder und Gebete aus und verwenden Lesepredigten, deren Worte sie sich zu Eigen machen.

 

Der Interkulturelle Lektor*innenkurs setzt  bei den spezifischen interkulturellen Erfahrungen an und legt hier einen Schwerpunkt. 

Ziel unseres Angebotes ist es, Menschen mit Migrationserfahrungen in unserer Kirche sichtbarer zu machen.

 

Nähere Informationen finden sich auf dem Flyer Interkultureller Lektor*innenkurs  oder direkt beim

 

 

Alle Kinder Bibel

Die "Alle Kinder Bibel"

Die Bibel ist vielfältig! Ebenso wie die Menschen, von denen sie berichtet. 21 ausgewählte Bibelgeschichten erzählt  Andrea Karimé rassismus- und diversitätssensibel, einfühlsam und poetisch, lebendig und kindgerecht. Die liebevoll gestalteten Illustrationen von Anna Lisicki-Hehn zeigen Held*innen, mit denen sich kleine Leser*innen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen identifizieren können. Eine Kinderbibel für das Vor- und Grundschulalter, die alle Kinder feiert. 

 

Mehr Informationen dazu unter: Alle Kinder Bibel

 

 

Und hier die Rezension aus dem Pfälzischen Pfarrerblatt, Ausgabe Nr. 4 (April 2023):

 

Die Erzieherin holt die Kinderbibel raus und ruft die Kinder in den Erzählkreis. Lea freut sich. Sie mag die Geschichten von Gott, von Jesus und den Menschen, die ihm begegnen. Sie mag auch die Bilder in der Kinderbibel, weil man sich dann alles besser vorstellen kann: Jesus ist ein Mann mit Bart, seine Haut ist hell, seine Haare bräunlich. Er – und auch die anderen Männer und Frauen in der Kinderbibel – sehen so aus wie viele Menschen, denen Lea auf der Straße begegnet. Niemand von ihnen sieht aus wie Lea.

 

Wie mag es einem Kind gehen, das in seiner Bibel nur Darstellungen von Menschen findet, die ihm selbst nicht gleichen – weil dieses Kind aus einer Familie kommt, die eine Einwanderungsgeschichte hat oder weil es mit einer Behinderung lebt (die nicht auf wundersame Weise geheilt wird wie in der Kinderbibel) oder weil es eben einfach nicht den (impliziten) Normen entspricht, die vielen Kinderbibeln in Sachen Aussehen, Sprache oder Kultur zugrunde liegen?

 

Vierzig Prozent der Kinder in unserem Land – auch in evangelischen Kitas – haben eine Migrationsgeschichte. Für sie macht es einen Unterschied, ob ihnen in einer Kinderbibel die Möglichkeit zur Identifikation gegeben wird oder nicht. Das Sein prägt auch hier das Bewusstsein. Denn Rassismus, Sexismus, Ableismus und andere Stereotypen und Vorurteile werden erlernt – von kleinauf.

 

Allein schon darum ist es eine gute Nachricht, dass es nun die „Alle Kinder Bibel“ gibt – eine rassismuskritische und vielfaltssensible Kinderbibel, die sich in Text und Bild an der Wirklichkeit unserer post-migrantischen Gesellschaft orientiert.

Hier sehen biblische Figuren auch aus wie People of Color. Menschen mit Behinderungen tauchen nicht nur im Kontext von Heilungsgeschichten auf. Zu Wort kommen Männer und Frauen gleichermaßen. Die Figurenzeichnung entspricht nicht dem gängigen westlichen Schönheitsideal (groß und schlank). Und wichtige Begriffe werden in mehreren Sprachen so in die Bilder integriert, dass Kinder mit Migrationsgeschichte die Möglichkeit bekommen, ihre eigene Muttersprache als „biblische Sprache“ zu entdecken.

 

Andrea Karimé (Autorin) und Anna Lisicki-Hehn (Illustratorin) haben gemeinsam mit einer Projektgruppe der Vereinten Evangelischen Mission, die das Projekt maßgeblich unterstützt hat, viele solcher originellen Wege gefunden, biblische Geschichten für wirklich alle Kinder zu erzählen.

Über die grundsätzlichen Überlegungen, denen sie dabei gefolgt sind, wird in einem ausführlichen und dennoch leicht verständlichen Nachwort informiert, das zugleich als kleine Einführung in das Thema „Rasssismuskritik und Vielfaltssensibilität“ dient und damit auch Erzieher*, Lehrer* und Pfarrer* innen eine ausgezeichnete Hilfestellung bietet.

 

Die „Alle Kinder Bibel“ ist jedoch nicht nur aufgrund ihres rundum gelungenen Neuansatzes bemerkenswert: Sie ist es auch durch die theologischen Überlegungen, die ihr zugrunde liegen: Bewusst werden z.B. Erkenntnisse des jüdisch-christlichen Dialogs aufgenommen (z.B. in der Rede vom „Ersten“ und „Zweiten Testament“). Erzählerisch und bildlich werden Anknüpfungspunkte für den interreligiösen Dialog geboten, der gerade im Kontext von Kita und Schule so wichtig ist. Die Darstellung ist sprachlich anschaulich und leicht verständlich, jedoch ohne die Komplexität biblischer Geschichten zu vereinfachen, wie es andere Kinderbibeln tun in der (unbegründeten) Angst davor, Kinder zu überfordern.

 

Der „Praxistest“ im Religionsunterricht einer 4. Klasse zeigt, dass auch die gendersensible Sprache der „Alle Kinder Bibel“ im Dialog mit Kindern spannende Anstöße zum Nachdenken über das eigene Gottesbild liefern kann. So lautet z.B. die Formulierung des 1. Gebots: „Dein*e Gott bin ich.“ - „Na, das ist doch eigentlich logisch“, so die Reaktion eines Schülers, „Es weiß doch keiner, ob Gott ein Mann oder eine Frau oder sonst irgendwie ganz was anderes ist.“

 

Natürlich bietet das 110 Seiten starke Buch nur eine Auswahl an biblischen Geschichten, aber diese ist wohlüberlegt und enthält – neben Wohlbekanntem – auch unbekannten Stoff aus allen biblischen Textgattungen (z.B. auch prophetische Texte – und zwar Jeremia und nicht Jona! – oder einen Ausschnitt aus dem Galaterbrief).

 

Wenn ihre Erzieherin also beim nächsten Erzählkreis die „Alle Kinder Bibel“ herausholt, dann könnte Lea zum Beispiel die Geschichte von Hagar, Ismael und Isaak hören. Eine Geschichte von Ungerechtigkeit und von Hoffnung, von (zweifacher) Flucht und von einem Gott, der jede*n sieht und besonders die, die sonst nicht vorkommen.

Auf den Bildern erkennt Lea lachende und weinende Frauen und zwei Brüder mit dunkler Haut und lockigen Haaren, die sich anlächeln und denen beiden versprochen wird, dass sie ein Segen sein werden. Und vielleicht denkt Lea dann: Das sagt Gott auch zu mir.

 

 

Dr. Arne Dembek